CREATIVE MASS – und wie alles begann
Es gab da im Frühjahr 2017 einen Anruf des Bürgermeisters beim bau_werk e.V.⇗, mit der Mitteilung, dass die Halle am Pferdemarkt, damals „bau_werk-Halle“ genannt, dem Verein in Kürze nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Die Halle solle saniert und in ein inklusives italienisches Restaurant umgebaut werden.
Der bau_werk-Verein war nicht erfreut. Vor allem weil mit der Umnutzung der Halle auch eine Sanierung nach heutigen Standards erfolgen würde. Was einer alten Fabrikhalle mit Industriecharme, aufgrund der Auflagen an Dämmung und Co., nicht immer unbedingt zuträglich ist.
Schnell machte die Nachricht die Runde. Auch eine Sitzung der cre8⇗-Gruppe wurde von der Info eines weiteren Wegfalls kulturellen Freiraums in Oldenburg völlig eingenommen. Gerade erst war das Freifeld Festival⇗ hier in Oldenburg unmöglich gemacht worden und der kreative Hotspot „Alte Färberei“ am Artillerieweg mit Werkstätten und Ateliers dem Erdboden gleichgemacht worden. Im gemeinsamen Gespräch wuchs und wuchs die Liste der Verluste an kreativen Freiräumen der letzen Jahren.
Die Wunden waren also frisch und der Schmerz so jung, dass ein weiterer Wegfall nicht mehr in Frage kam. Innerhalb einiger Stunden war die „CREATIVE MASS“ als offenes Bündnis für den Erhalt kultureller Freiräume in Oldenburg geboren.
Bei einer allgemeinen Sitzung der letzten Freifeld-Verbliebenen wurde angeregt deren angedachte „Trauermarsch“-Demo in etwas Positives, Zukunftsweisendes zu verwandeln. Fünf Leute wollten dieses in die Hand nehmen: Amon Thein, Christian Hansen, Helmer Wegner, Katharina Semling und Thiemo Eddiks. Innerhalb von nur anderthalb Wochen hatten wir über 1000 Menschen auf Facebook⇗ für die Sache begeistert und ebenso schnell war alles zur großen Demo bereit.
Am Samstag, den 13. Mai 2017 fand die Demonstration mit über 300 Teilnehmenden in Oldenburg statt. Sie wurde live im Internet übertragen. Pavel Möller Lück und Amon Thein hielten mitreißende Reden.
Dieser massive Aufbruch der bisher kaum gesehenen und beachteten „kreativen Masse“ in Oldenburg, sorgte wie eine Art Schockwelle in Politik, Verwaltung, Presse und allgemeiner Öffentlichkeit für ein Umdenken. Von der ersten Kenntnisnahme, dass es in Oldenburg viele kreative Menschen gibt, bis zum wirklichen Umdenken bei kulturpolitischen Entscheidungen und Strategien war und ist es auch heute noch ein weiter Weg.
Aber der Anfang ist gemacht, wir werden gesehen und mittlerweile sogar darum gebeten Oldenburg bei seinem Aufbruch in die Zukunft zu einer noch lebenswerteren, lebendigeren Stadt zu unterstützen. Wer, wenn nicht die Kreativen selber, kann sagen, was Oldenburg wirklich braucht, um in kreativer Hinsicht – auch im Vergleich zu Bremen, Hamburg und Co. – nicht auszubluten?!
Diese Aufgabe haben wir von Beginn an angenommen und freuen uns als offene Gruppe über die vielen, vielen Mitstreiter*innen, Mitarbeiter*innen und Teilnehmer*innen!